im ich netz

das netz sind worte in meinem gehirn, sobald ich nicht mehr online bin. in nichts unterscheiden sie sich von den texten auf fernen servern.

elektrische impulse oder chemoelektrische - das bleibt sich am ende nun wirklich gleich.

das netz sind worte in meinem gehirn und auf fernen servern, während ich online bin. und unterwegs zu mir in datenleitungen als datenpäckchen mit kennziffern dran, während sich in meinem gehirn chemo-elektrische verknüpfungen zu weiteren hirnregionen aktivieren, um mit der produktion dieser zeilen auch entsprechende stimmung zur verfügung zu stellen.

möglicherweise erschaffe ich immerhin meine worte. vielleicht aber entstehen sie auch anders bedingt. ich kann das ja nicht beweisen. die worte durchstreifen elektrische welten, sie sind elektrizität! das ist gewiß.

mein lebendes fleisch dient als träger der worte. meine augen und hände sind verbindungsflansche zum weltstrom. die worte wollen hinaus aus mir und weiterkommen.

am anfang war das wort. oh, welcher kurzschluß, daß es dann aufwärts gegangen sei. am anfang war das wort. dann kamen die störungen. wir.

störungen kommen vor.

werden ein paar (kosmische) minuten später behoben.

ich werde zum netz-teil.

im ich bin ich netz, das den link zum gesamtsystem sucht.

meine hände bedauern das. meine augen sind müde.


ich habe kaum begonnen, mir über das netz gedanken zu machen - oder besser gesagt: die worte, die in mir schon längst form gesucht und gefunden hatten, mit mechanischem zwischenschritt in ihre parallele form zu übertragen, von wo aus ein widerschein auf unzählbaren monitoren erscheint, wie eine unendliche verdoppelung, ein virtuelles spiegelkabinett aus zeichen, eins noch dazu von unendlich vielen, produziert von den byteketten, die sich in den datenströmen gegenseitig durchdringen, kennzifferngelenkt, gnadenlos nüchtern die vorstellung im ersten begrenzten augenblick, dann aber in unfaßbare komplexität stürzend, deren einer parameter, die geschwindigkeit, in der dies geschieht, den grundton (ich wage diesen wunderbaren begriff kaum zu verwenden!) abgibt, die vorgabe für das ausmaß, die wucht des sturzes stellt - während ich mich also grade erst behutsam mit dem netz verbinde, kleine humanschnittstelle, die ich darstelle, humanware gewissermaßen, hat man mich "nebenan" bereits registriert:

magdalena junart. ich stelle sie mir groß, rund und fröhlich vor. sie spielt mit dem netz und braucht es gar nicht zu begreifen. ihre hände sind fleißig, ihre augen sind glücklich. natürlich beleidigt sie mich nicht. selbst wenn ich den kopf derart auflehnte, wäre das nicht der fall. wie sollten mich phantasien beleidigen, auch solche, die weltweit veröffentlicht werden, wie das mit unseren seiten hier ja prinzipiell der fall ist. ich beleidige mich ja selbst nicht, wenn ich den worten die herrschaft zumesse. ich erwäge, wie das ein guter wissenschaftler tun sollte und wie wir alle dies trotz all jener emoticons in immer stärkerem maß, vom netz geprägt, vom wort, tun werden: pragmatisch, tastenkonkret, installationsnüchtern, gefühlsdistanziert. ich könnte mein gerät zwar vom netz reißen und durchs fenster schleudern, so lange meine armmuskeln das noch zulassen, aber das werde ich nicht tun. niemand wird das tun. wir werden schreibend und verbindungherstellend teil des netzes werden.